Wer soll die Welt bevölkern: Politik des Gebärens und Verhütens am Beispiel Norplant

Innerhalb der letzten 50 Jahre wurden mit einem enormen Forschungsaufwand und unter finanzieller Unterstützung des US-Senats und anderer staatlicher und Non-Profit- Organisationen Präparate zur Schwangerschftsverhütung entwickelt, die einmal angewendet so lange wie möglich wirken sollen und derer die Frauen selbst sich nicht ohne ärztliche Hilfe entledigen können. So führt der Weg von der 3-Monatsspritze Depo-Provera über das derzeit langfristigste Präparat Norplant bis hin zur "Impfung gegen Schwangerschaft" - womit die Schwangerschaft endgültig als eine Krankheit erscheint, vor der bereits Mädchen für immer "geschützt" werden können. Am Beispiel Norplant kann gezeigt werden, wie sich wissenschaftliche Ergebnisse produzieren lassen, mit denen die weltweite Verbreitung z.B. über die WHO legitimiert und negative Erfahrungen von Frauen mit dem Präparat bagatellisiert werden. Norplant ist ein 5 Jahre wirkendes Verhütungsmittel, bestehend aus 6 streichholzgroßen Kapseln, die unter die Haut gesetzt werden und ein Hormon freisetzen. Es wurde explizit für die sog. Dritte Welt entwickelt und wird dort auch massiv eingesetzt, aber auch z.B. in den USA als strafmildernde Maßnahme zum "Schutz potentieller Kinder vor ihrer 'bad mother"'. Laut Forschungsergebnissen und Angaben der Anwälte der Hersteller ist es frei von "ernsthaften Nebenwirkungen" - die Frauen, die den "bloody butterfly" tragen, sehen das ganz anders und klagen - soweit sie können - zu Tausenden vor Gericht. Feministische Kampagnen erzielten gegen Norplant bereits Teilerfolge - was sich aber mit der "Schwangerschaft zum Anschalten" ("Impfung") und IVF-Techniken ankündigt, ist von einem anderen Kaliber...

Referentin

Bettina Bock v. Wülfingen, Jahrg. 1971, hat Biologie, Philosphie und Politikwissenschaft in Regensburg, Cordoba/Argentinien und Bremen studiert. Mit feministisch-naturwissenschaftskritischem Ansatz verfaßte sie eine molekularbiologische Abschlußarbeit (02/1999) zum Thema der verleugneten Nebenwirkungen von Norplant. In Regensburg und Bremen war sie im AStA bzw. in autonomen Kreisen mit Asylpolitik beschäftigt und versucht nun, Politik mit Wissenschaft zu verbinden. Derzeit ist sie studentische Vertreterin im Zentrum für feministische Studien (ZfS) der Universität Bremen und Mitglied von Frauen in Naturwissenschaft und Technik e.V.. Ihre favorisierten Themen sind die Konstruktion des Geschlechts und der Normheterosexualität; sexistisch-rassistische Reproduktions- Wissenschaft und -Technikanwendung.

 

Montag, 10.Juli

11 Uhr bis 14 Uhr


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