Weibliche Täterschaft im Nationalsozialismus: Auswirkung auf ein heutiges Frauenbild?

Frauen waren aktiv an der rassistischen Politik des NS-Regimes beteiligt und wurden so zu Täterinnen: Sie waren Aufseherinnen in Konzentrationslagern; Angehörige des SS-Ordens; Krankenschwestern und Ärztinnen, die eine bevölkerungspolitische Strategie verfolgten und halfen, sogenannte "Minderwertige" zu vernichten; Funktionärinnen in diversen NS- Organisationen, die den totalitären Anspruch des NS-Staates bis in die Familien trugen, Ideologinnen, Denunziantinnen, usw. Der Begriff "Täterinnen" beschränkt sich demnach nicht auf Frauen, die im juristischen Sinne eine Tat begingen, sondern umfaßt auch Frauen, die das System unterstützten.

Trotz alle dem wurden deutsche Frauen lange Zeit als Opfer des patriarchalischen NS- Regimes wahrgenommen. Besonders die feministische Geschichtsforschung der siebziger und achtziger Jahre, die eng mit der Neuen Frauenbewegung verbunden war, fokussierte ihre Analysen auf eine NS-Familienpolitik, die in der Tat keine emanzipatorischen Gesichtspunkte für Frauen aufwies. Erst seit den neunziger Jahren erfolgt eine fortschreitende Offenlegung von weiblicher Täterschaft im NS. Damit wurden Frauen, erstmalig auch im negativen Sinn, zu handelnden Subjekten in der Geschichte. Aber welche Auswirkungen hat diese Erkenntnis für eine feministische Selbstwahrnehmung?

Dazu wollen wir im ersten Teil des Seminars die Bereiche weiblicher Täterschaft im Nationalsozialismus betrachten. Im zweiten Teil werden wir uns mit der Wahrnehmung von Frauen im NS im Wandel der letzten fünfzig Jahre, mit besonderer Berücksichtigung des feministischen Blickwinkels, beschäftigen. Im dritten und letzten Teil werden wir dann versuchen, der Beantwortung unserer Fragestellung näher zu kommen.

 

 

 

Referentinnen:

Wiebke Lisner, 27 Jahre, Historikerin M.A., Studium der Geschichte, Soziologie und Politischen Wissenschaften an der Universität Hannover. Studienschwerpunkte: Frauengeschichte und die Zeit des Nationalsozialismus. Magisterarbeit zu dem Thema: Hebammen im Nationalsozialismus.

Alexa Stiller, 25 Jahre, studiert im 7. Semester Geschichte, Soziologie und Politische Wissenschaften an der Universität Hannover. Studienschwerpunkte: Lateinamerika und Nationalsozialismus. Beschäftigt sich seit Beginn des Studiums mit dem Thema: Frauen und NS.

Mittwoch, 5. Juli und Freitag, 7. Juli

Dienstag, 11. Juli und Mittwoch, 12. Juli

Freitag, 14. Juli

10 Uhr bis 14 Uhr


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